Jeder Mensch fühlt sich mal einsam, aber für manche Menschen löst dieses Gefühl Ohnmacht aus und das dauerhaft. Das kann für die Betroffenen sehr belastend sein und sich negativ auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Wege aus der Einsamkeit zu finden ist nicht so leicht. Zumal es oft nicht reicht, mehr Kontakte zu suchen. Schließlich können sich Menschen auch in einer Gemeinschaft einsam fühlen. Doch oft kann vereinsamten Menschen geholfen werden.
Einsamkeit hat viele Gesichter
Sie zeigt sich in sozialer Isolation, mangelndem Selbstwertgefühl, auch das Alleineleben oder ein negativer Blick auf das Leben kann zu Einsamkeit führen. Zudem können sich Menschen einsam fühlen, wenn ein Neubeginn ansteht, zum Beispiel in einer anderen Stadt, Schule oder am Arbeitsplatz. Auch der Verlust einer Beziehung, der Renteneintritt oder Sterbefälle können zur Einsamkeit führen. Doch selbst Gemeinschaft schützt nicht vor dem Phänomen. Selbst auf Familienfeiern kann ein großes Einsamkeitsgefühl entstehen, nämlich dann, wenn man sich nicht wahrgenommen und stattdessen ausgegrenzt fühlt. Eins haben alle Situationen jedoch gemeinsam, die Einsamkeit kann zermürbend sein.
Sowohl Körper als auch Seele werden belastet. „Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können zunehmen, wenn sich ein Mensch dauerhaft einsam fühlt. Aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten häufiger auf. Umso wichtiger ist es, Wege aus der Einsamkeit zu finden“, betont Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Dabei ist es der Expertin zufolge wichtig, sich im ersten Schritt darüber klar zu werden, dass Einsamkeit kein persönliches Versagen ist. Viele Menschen empfinden ähnlich und fühlen sich aus den verschiedensten Gründen einsam.
Das Thema Einsamkeit gehört daher in keine Tabu-Zone, niemand sollte sich für seine Einsamkeit schämen. „Es kann sehr befreiend sein, über die eigenen Gefühle zu sprechen“, sagt Jakob-Pannier. Allein das sei bereits der erste Schritt aus der Einsamkeit heraus.
Viele Wege aus der Einsamkeit
Menschen, die sich einsam fühlen, haben nicht selten auch Begleiterscheinungen wie zum Beispiel schlechten Schlaf. Zudem kann es sein, dass sie sich antriebslos fühlen. Hier ist es ratsam einen Hausarzt aufzusuchen, empfiehlt Jakob-Pannier. Um die Einsamkeit zu überwinden, können die Betroffenen erst einmal bei sich selbst anfangen. Die Psychologin rät dazu, sich selbst etwas Gutes zu tun. „Man weiß selbst am besten, was einem besonders gut gefällt. Das kann ein leckeres Essen sein, ein neues Kleidungsstück, eine Massage oder ein Saunabesuch“, sagt Jakob-Pannier. Aber es muss auch gar nichts kosten. Auch ein Waldspaziergang kann für Körper und Geist besonders wohltuend sein.
Vielen einsamen Menschen fehlt zudem das gute Gefühl, gebraucht zu werden. Daher raten die Experten dazu, ein Ehrenamt anzunehmen. Denn dieses hilft nicht nur Kindern, Tieren, der Natur oder Geflüchteten, sondern trägt auch dazu bei die Einsamkeit zu überwinden. „Ehrenamtler werden immer gesucht. Hier kann man sich einfach ausprobieren. Am besten ist es, man fragt gezielt nach. Menschen, die sich engagieren, erfahren sehr schnell Dankbarkeit“, betont die Psychologin. Ratgeber empfehlen zudem Sprach- oder Volkshochschulkurse und neue Hobbys wie zum Beispiel Sport. Auch hier können neue Freundschaften geschlossen werden.
Einsamkeit – sich selbst herausfordern
Um die Einsamkeit zu überwinden, ist es wichtig, vor die Haustür zu gehen. Klar, man kann zum Telefon greifen und mit Menschen sprechen. Doch draußen ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer, neue Bekannte oder sogar Freunde zu finden. „Es ist total in Ordnung, Dinge alleine zu erleben. Dazu gehören Cafébesuche genauso wie einen Film im Kino anzusehen“, sagt Jakob-Pannier. Wenn man Verbindung zur Außenwelt aufnimmt, ergeben sich auch immer wieder Kontakte. Nicht jede Begegnung wird gleich in einer Freundschaft enden, doch die Wahrscheinlichkeit ist größer als in den eigenen vier Wänden. (Barmer)