Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer: „Mehr Schein als Sein – oder doch eher – mehr Sein als Schein!“ so lassen sich Hochstapler treffend beschreiben. Nicht umsonst bezeichnet man entsprechende Personen auch als Blender oder Betrüger.
Wer an dem sogenannten Hochstapler-Syndrom leidet, stapelt allerdings – anders als es der Name vermuten lässt, eher tief. Betroffene sind trotz überragender Leistungen und Dauer-Lob aus dem Freundes- und Kollegenkreis von großen Selbstzweifeln und geringem Selbstwertgefühl geplagt. Statt ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, begründen sie ihre Erfolge als Zufall und leben in ständiger Angst davor, dass jemand ihre vermeintliche Unfähigkeit aufdecken könnte. Sie fühlen sich also als Hochstapler und sind fest davon überzeugt.
Wissenschaftlich bekannt ist das Hochstapler-Syndrom seit den späten 1970er Jahren. Damals beschrieben zwei US-Psychologinnen das ‚Impostor Phenomenon‘ (impostor ist das englische Wort für Betrüger) zum ersten Mal in einer Studie. Obwohl das Phänomen seitdem intensiv erforscht wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, was dahintersteckt. Viele Forschende vermuten allerdings negative Kindheitserfahrungen. Etwa, wenn Menschen in ihrem Elternhaus gelernt haben, dass sie nur dann geliebt werden, wenn sie bestimmte Leistungen erbringen. Aber auch der empfundene Druck in einer Leistungsgesellschaft kann eine Ursache des Hochstapler-Syndroms sein. Auch wenn diese Form des Selbstzweifels nicht grundsätzlich als Krankheit eingestuft wird, bedarf es manchmal professioneller Hilfe, etwa dann, wenn es sich selbst verstärkt und in einem Burnout-Syndrom münden kann.“ (Barmer)