Hätten Sie’s gewusst? Warum stottern Menschen?

Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer: Wahrscheinlich jedem Menschen fehlten schon mal die richtigen Worte. Ein Verhaspler hier, ein Versprecher dort – dies sind normale Sprachprobleme, die unter Umständen auch mal für den ein oder anderen Lacher sorgen. Alles andere als lustig sind allerdings motorisch bedingte Sprachstörungen, allgemein als Stottern bekannt.

Bis auf wenige Ausnahmen beginnt das Stottern bereits im frühen Kindesalter. Betroffene leiden an einer Redeflussstörung, bei der beispielsweise einzelne Laute oder Silben wiederholt oder langgezogen werden. Stotternde wissen zwar ganz genau, was sie sagen möchten, können das Wort aber in dem Moment nicht aussprechen. Sie bleiben wiederholt an einem Wort hängen, was sich in Lautwiederholungen, Dehnungen oder völligen Blockaden äußern kann.

Die Ursachen für das Stottern sind sehr vielfältig und noch nicht abschließend geklärt, da beim Sprechen viele Faktoren gleichzeitig zusammenspielen, gesteuert von unserem Gehirn. Neue Untersuchungen deuten auf ein Defizit in der Sprechmotorik oder der Sprachverarbeitung im Gehirn hin. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine ganze Reihe von Einflussfaktoren das Stottern begünstigen oder gar auslösen können. Bekannt sind vor allem genetische, sprachliche, emotionale oder auch umweltbedingte Faktoren.

Stottern kann behandelt werden. Dafür ist es wichtig, es möglichst frühzeitig zu entdecken. Deshalb achten Kinderärztinnen und -ärzte bei den Vorsorge-Untersuchungen auf die Sprache. Spezialistinnen und Spezialisten für das Thema Stottern kommen meist aus den Fachbereichen der Phoniatrie-Pädaudiologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Logopädie und Sprachtherapie. Eine gute Anlaufstelle für Erwachsene ist beispielsweise die Hausarztpraxis. Eine deutliche Besserung kann bereits durch eine logopädische Behandlung erreicht werden. Das Stottern kann sich aber auch spontan bessern. Von sogenannten Spontanremissionen spricht man dann, wenn sich die Symptome ohne Behandlung wieder zurückbilden. (Barmer)

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