Wie sich beruflicher Stress auf Familienmahlzeiten auswirkt

Familienmahlzeiten sind unter vielen Aspekten wertvoll. Das gemeinsame Essen prägt nicht nur Essgewohnheiten, sondern fördert auch die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes. Wenn Eltern langfristig unter beruflichem und finanziellem Druck stehen, fehlen jedoch häufig Zeit und Energie für eine tägliche Essensroutine. Das lässt zumindest eine US-amerikanische Studie der Universität von Illinois vermuten.

Für viele Menschen ist es eine Herausforderung, Berufs- und Familienleben im Gleichgewicht zu halten. Das gilt im Besonderen, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Die Forschenden haben untersucht, wie sich arbeitsbedingter Stress und finanzielle Unzufriedenheit der Eltern im Kindesalter von zwei Jahren auf die familiären Essenszeiten und die soziale und emotionale Kompetenz der Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren auswirken. Dazu wurden Daten von mehr als 1.400 Doppelverdiener-Paaren ausgewertet, wobei die Einschätzung der Kindesentwicklung in erster Linie auf Aussagen der Eltern beruhte.

„Wir fanden heraus, dass Kinder von Eltern, die unter höherem beruflich bedingtem Stress litten, als die Kinder zwei Jahre alt waren, mit vier bis fünf Jahren eine geringere sozio-emotionale Kompetenz hatten“, erklärt Hauptautorin Sehyun Ju von der Universität von Illinois. Das bedeutet, sie zeigten mehr „negative“ Verhaltensweisen (z.B. „macht sich Sorgen“) und weniger „positive“ Verhaltensweisen (z.B. „teilt mit Freunden“).

Deutliche Unterschiede haben sich zwischen Väter-Stress und Mütter-Stress ergeben, ist im Journal of Family Psychology zu lesen. Bei den Müttern wirkte sich nämlich eine höhere berufliche Unzufriedenheit nicht auf die Häufigkeit von gemeinsamen Familienessen aus. Sie stand aber in direktem Zusammenhang mit einer geringeren sozio-emotionalen Kompetenz des Kindes. Dagegen nahmen beruflich oder finanziell unzufriedene Väter seltener an Mahlzeiten teil.

Wie wichtig es ist, dass sich die Familie mindestens einmal am Tag am Esstisch trifft, erklärt Harald Seitz, Ernährungswissenschaftler am Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): „Natürlich ist es eine tägliche Herausforderung, alle Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen. Aber auch wenn nur ein Elternteil mit dem Kind isst, hat die gemeinsame Zeit einen positiven Effekt – nicht nur in gesundheitlicher Sicht. In Gesellschaft schmeckt es besser, und dabei ist auch Zeit für einen Austausch über Erlebnisse des Tages“, so der dreifache Vater. (BZfE)

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